Research Interests
Anthropology of Globalisation; Digital Sociology; Cultural Sociology; Digital Methods; Digital African cultures; Popular Music; Dance; Social Media.
Regional Area
West Africa (Ghana and Nigeria); South Korea
Research Interests
Anthropology of Globalisation; Digital Sociology; Cultural Sociology; Digital Methods; Digital African cultures; Popular Music; Dance; Social Media.
Regional Area
West Africa (Ghana and Nigeria); South Korea
Jean Rouch (2017-2004) gilt als einer der wichtigsten ethnographischen Dokumentarfilmer seiner Zeit. Er hat mit seinem Konzept des cinéma vérité nicht nur die visuelle Anthropologie revolutioniert, sondern auch Regisseure der Nouvelle Vague wie Jean-Luc Godard, Jacques Rivette und andere maßgeblich beeinflusst. Eine zusätzliche Bedeutungsdimension erhält sein umfangreiches Werk durch die gegenwärtige Debatte über Kolonialismus und Rassismus: Themen, mit denen Jean Rouch sich schon früh kritisch auseinandergesetzt hat.
Die Filme der siebenteiligen Reihe werden durch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler moderiert, die mit Rouchs Werk vertraut sind. Die Retrospektive ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem Institut für Ethnologie und Afrikastudien (Prof. Krings), dem Institut für Film-, Theater, Medien- und Kulturwissenschaft (Prof. Schneider) und dem Zentrum für Frankreich- und Frankophoniestudien der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, dem Frobenius-Institut (Prof. Kohl) der Goethe-Universität Frankfurt sowie dem Institut Francais und dem CinéMayence (Mainz).
Die Filme werden im frz. Originalton mit englischen Untertiteln oder in englischer Sprachfassung gezeigt. Moderationen auf Deutsch oder Englisch.
Eintritt ist frei, um Reservierung wird gebeten (https://www.cinemayence.de/info.html ). Teilnehmer:innen des Seminars „Ethnografie und Film im Werk von Jean Rouch“ müssen keine Reservierung vornehmen.
3.11. La chasse au lion à l’arc (1965) 81 min, Niger/Frankreich, OmEngU
Moderator: Matthias Krings (Mainz)
Rouch und sein Filmteam nehmen uns mit auf Löwenjagd im Grenzland zwischen Niger und Mali. In dieser abgelegenen Gegend leben Fulbe-Hirten mit ihrem Vieh. Wenn ein gesundes Rind von einem Löwen angefallen aber nicht gefressen wird, wenden sich die Hirten and die Gow, eine Kaste von Jägern, die dem Volk der Songhay angehören und auf die Löwenjagd mit Pfeil und Bogen spezialisiert sind. Rouch begleitet eine solche Gruppe von Jägern, die einem Löwen namens ‚Anasara‘ (‚Europäer‘) jagen, der sich am Vieh der Fulbe vergeht. Wir sehen die Vorbereitungen zur Jagd: das Fertigen der Pfeile, die rituelle Herstellung des Pfeilgifts, das Jagd-Orakel und das Testen des Gifts an kleineren Raubkatzen, schließlich die Jagd, bei der ein junger Löwe und eine Löwin, die Gefährtin des ‚Europäers‘, erlegt werden. Der Film ist das Produkt eines kollaborativen Verfahrens, an dem Filmemacher und Gefilmte gleichermaßen beteiligt sind, das Rouch als „geteilte Ethnologie“ bezeichnet hat. Er geht auf die Anregung Tahirou Koros zurück, eines der im Film portraitierten Jäger, der Rouchs älteren Film über die Flußpferdjagd am Niger (Bataille sur le grand fleuve, 1954), während einer der Filmvorführungen gesehen hatte, die Rouch üblicherweise an seinen Drehorten durchführte.
Ausgezeichnet mit dem Goldenen Löwen, Internationales Filmfestival von Venedig, 1965.
24.11. Les maitres fous (1956) 29 min, Ghana/Frankreich, OmEngU
Moderator : Souleymane Diallo (Münster)
Les maitres fous ist einer der bekanntesten und kontroversesten ethnografischen Filme überhaupt. Er zeigt ein Ritual des Hauka-Kults, den Arbeitsmigranten aus dem Niger an die Goldküste, das spätere Ghana, brachten, wo er sich zu ihrer zentralen religiösen Institution entwickelte. Hauka sind die Geister der kolonialen Moderne, sie tragen französische Namen und Ränge des Militärs, wenn ihre Anhänger in Trance von ihnen ergriffen werden, exerzieren sie, brüllen Kommandos und beweisen ihre Unverwundbarkeit im ‚Spiel mit dem Feuer‘. Das gefilmte Ritual lässt sich mit Fritz Kramer als „inverse Ethnografie“ verstehen, in der Kolonisierte mit den Mitteln des Trance-Rituals getanzte Bilder der kolonialen Herrschaft und ihres ambivalenten Personals entwerfen. Rouch deutet es als Katharsis.
1.12. Jaguar (1967) 93 min, Ghana/Frankreich, OmEngU
Moderatorin: Anja Dreschke (Köln)
Der Film begründet Rouchs ethnofiktionalen Ansatz: seine Freunde und Mitarbeiter, Lam Ibrahim, Damouré Zika und Illo Gaoudel begeben sich auf eine Reise, ganz ähnlich wie tausende Arbeitsmigranten, die alljährlich aus den französischen Kolonien im Sahel an die Metropolen der westafrikanischen Küste migrieren. Auf dem Landweg reisen die drei Freunde aus Niger nach Accra, das Zentrum der britischen Kolonie Goldküste. „JAGUAR erscheint als gutgelaunter Film über bestandene Abenteuer und Bewährungsproben, aber er entwickelt sich durch seltsame Auspizien, Verkehrsunfälle und mehrdeutige Orakel an Weggabelungen: Die Reise ist gut, sie ist sehr gut, aber sie bleibt gefährlich und kann jederzeit zu Ende sein. Die Reise war ein Tanz auf dem Vulkan: Kurz danach war es mit der Kolonie ‚Gold Coast‘ vorbei und es entstand der erste, der panafrikanische Staat ‚Ghana‘. Diese Reise sollte für immer fortwirken, denn die Filmtätigkeit der Reise bildete die Grundlage für das gesamte Schaffen von Rouch, für fünfzig Jahre Arbeit und Freundschaft.“ (Erhard Schüttpelz und Anja Dreschke). Der bereits 1954 gedrehte Jaguar wurde zum Referenzfilm der Nouvelle Vague, Godard lobte ihn mehrfach, Rosselini nutzte ihn als Inspiration für Inde, terre mère (1959).
8.12. Moi un noir (1959) 74 min, Cote Ivoire/Frankreich, OmEngU
Moderatorin: Cassis Kilian (Mainz)
Der Film zeigt das Leben afrikanischer Wanderarbeiter in Treichville, einer Vorstadt von Abidjan, am Vorabend der Unabhängigkeit der Elfenbeinküste. Drei junge Männer, die aus dem Niger stammen, agieren unter den Namen berühmter Filmstars. Oumarou Ganda, der als Edward G. Robinson auftritt, erzählt den Film und kommentiert das Geschehen. Thematisch und formal knüpft der Film an Jaguar an, den Rouch 1954 in Ghana gedreht, aber erst 1967 veröffentlicht hat: es geht um die Migration in die Küstenmetropolen Westafrikas, spätkoloniale Herrschaftsverhältnisse und die Proletarisierung in den Städten. In Moi, un noir tritt das ethnofiktionale Moment sogar noch deutlicher in den Vordergrund. „Die Charaktere spielen nicht nur vor der Kamera, sie leben bereits ein fiktionales Leben in Treichville, das sich von der Realität in ihren Heimatdörfern stark unterscheidet. Die Übernahme von Filmstarnamen -und -rollen wird als ein Weg gesehen, mit dem Stadtleben fertigzuwerden. Rouch: ‚Ich zögerte nicht, die Dimensionen des Imaginären, des Unwirklichen einzuführen - wenn eine Figur träumt, er würde boxen, so boxt er… das ganze Problem besteht darin, dem Betrachter eine gewisse Ernsthaftigkeit zu bewahren, nie die Tatsache zu verbergen zu suchen, dass dies ein Film ist…” (Freiburger Filmforum).
12.1. La pyramide humaine (1961) 93 min
Moderatorin : Michaela Schäuble (Bern)
Indem Rouch eine Gruppe von schwarzen und weißen Schüler:innen eines Gymnasiums in Abidjan dazu bewegt, einen Film über ihren durch rassistische Vorurteile geprägten Alltag zu machen, ist der Film soziales Experiment und Ethnofiction zugleich. Die fiktive Geschichte, entwickelt sich in Folge der Ankunft einer aus Paris eintreffenden neuen ‚weißen‘ Schülerin mit progressiven Idealen. Zu Beginn zeichnet sich die Überwindung der ‚Rassentrennung‘ im Zuge gemeinsamer Freizeitaktivitäten ab und es entstehen Freundschaften, die quer zu den rassisierten Zugehörigkeiten liegen. Durch Rivalitäten zwischen ‚schwarzen‘ und ‚weißen‘ Schülern, die um die Gunst der Neuen buhlen, wird der Freundeskreis jedoch wieder entlang der alten Trennlinien polarisiert. Jenseits der fiktiven Geschichte zieht Rouch für den Film – als soziales Experiment - jedoch eine positive Bilanz. Im Epilog sagt er: „Der Film ist zu Ende, noch viel wichtiger aber ist, was hinter der Kamera geschah. Was viele Jahre gemeinsam im Klassenzimmer nicht haben erreichen können, konnte ein einfacher Film: für diese zehn Personen gibt es keinen Rassismus mehr. Der Film ist zu Ende, aber die Geschichte geht weiter.“
26.1. Chronique d’un été (1961) 90 min
Moderatorin: Caroline Zéau (Paris)
Gründungsdokument des cinéma vérité französischer Prägung. Gemeinsam mit dem Soziologen Edgar Morin und einigen Freund:innen macht sich Jean Rouch im Sommer 1960 auf, um mit der Kamera in den Straßen und Cafés von Paris im Gespräch mit jungen Leuten den Begriff Glück zu erforschen. Wie schwer und einfach zugleich diese Vorstellungen in Worte zu fassen sind, ist Form und Gegenstand des Films. Rouch und Morin trieben dabei folgende Fragen um: Ändert die sichtbare Anwesenheit der Kamera nicht die Wirklichkeit? Wird die Wirklichkeit nicht gespreizt und aufgeputzt in Erscheinung treten, ihre eigentliche Substanz die Spontaneität einbüßen und erstarren? Oder könnte andererseits dieses Zusammentreffen von Kamera und Wirklichkeit nicht einen neuen Typ von Wahrheit hervorbringen, der in einem Dialog zwischen Beobachter und Beobachtetem steht, wobei der Beobachter durch Fragen an den Beobachteten Dinge enthüllt, die ohne diese Begegnung nicht zutage gekommen wären?
9.2. Petit à petit (1971) 96 min
Moderator: Abdoulaye Sounaye (Berlin)
Ein Film, der parodistische Elemente einer inversen Ethnografie enthält. Rouchs langjährige Freunde und Filmpartner Damouré Zika und Lam Ibrahim reisen in fiktiven Rollen nach Paris, um dort zu erforschen, wie die Franzosen in ‚mehrstöckigen Häusern‘ leben. Denn Damouré, Inhaber eines Bauunternehmens im Niger, will in Niamey das erste Hochhaus bauen. Als er in Paris ankommt, wo später auch sein Freund Lam zu ihm stößt „widmet sich der Möchtegern-Unternehmer einem ätzenden Porträt der französischen Gesellschaft in Form einer Erkundung, die ihn dazu führt, in Begleitung zweier Sekretärinnen und eines Clochards in die Heimat zurückzukehren“ (Nicola Brarda)
Postdoctoral Research Fellow (funded by the Alexander von Humboldt Foundation)
August 2022 – July 2024
Dr. Rowland Chukwuemeka Amaefula
Alex Ekwueme Federal University Ndufu-Alike
Rowland Chukwuemeka Amaefula is a Lecturer I at the Department of Theatre Arts, Alex Ekwueme Federal University, Ndufu-Alike, Ebonyi State, Nigeria. He received his Ph.D. in Dramatic Criticism from the University of Nigeria Nsukka, re-examining purposively selected Nigerian plays, hitherto considered as feminist, as laden with characters performing gender non-conformance as protest. He is a recipient of the African Humanities Program (AHP) research fellowship award of the American Council of Learned Societies (ACLS) and the Carnegie Corporation of New York (CCNY) fellowship. Amaefula is also a Georg Forster Postdoctoral Fellow of the Alexander von Humboldt Foundation from 1st August 2022 through 31st July 2024 at the Institut fur Ethnologie und Afrikanstudien and is hosted by Prof. Dr. Matthias Krings. His research project is titled, “Laughter is Big Business: The Transcendence of Young Entrepreneurial Nigerian Women in Social Media Comedy”. The study focuses on a growing trend in Nigeria in which young women leverage the pervasiveness of social media to circulate their skits. He contends that, whilst mainstream stand-up forms in Nigeria have been largely male-dominated, these female comedians have become equally successful in characterizing different aspects of contemporary living through comedy skits circulated through various social media platforms. The study seeks to investigate how purposively selected comediennes with little production capital and technical expertise have opted for social media as a domain for expressing their talents. Employing the ethnographic approach as well as close reading and critical analyses, he examines ways the selected comics utilize social media to assert artistic agency and center their performances.
Book Chapters
Amaefula, R. C. (2022). Africa on the British Stage: Laughter-making Mechanics of Andi Osho and Daliso Chaponda. Izuu Nwankwo. Stand-up Comedy in Africa: Humour in Popular Languages and Media, 229-248.
Journal Articles
Amefula R. C. (2022). No Longer a Laughing Matter: Women Comics and the Social Media Space in Nigeria. Accepted for Publication in TDR: The Drama Review.
Amaefula, R. C. (2022). Performing Nigerianness: Equivocal Identities and Digital Legibility of Women Comics. Accepted for Publication in Journal of African Cultural Studies.
Amaefula, R. C. (2022). Eco-drama, Multinational Corporations and Climate Change in Nigeria. Journal of Contemporary Drama in English, 10(1): 183-198.
Ayodabo S., Amaefula, R.C.* (2021): Continuity and Discontinuity: Masculinity and Power Blocs in African Cinema. Quarterly Review of Film and Video, 38, 1-23.
Amaefula, R. C. (2021): African Feminisms: Paradigms, Problems and Prospects. Feminismo/s, 37, 289- 305.
Talks
Amaefula, R. C. (2022). Overszabi: Equivocal Identities and Digital Legibility of Women Comics. Albert Ludwig University Freiburg im Breisgau. 7-10 June 2022.
Amaefula, R.C. (2022). Passing and Protest in Bobrisky’s Transgender Acts on Social Media. University of Liège, Belgium, and Martin Luther University Halle-Wittenberg, Germany. 12-13 May 2022.
Amaefula, R. C. (2021). Performing Covid-19 Impact: Social Media and the Mainstreaming of Female Humorists in Nigeria. African Studies Association Conference. 16-20 June 2021.
Amefula, R. C. (2021). No Longer a Laughing Matter: Women Comics and the Social Media Space in Nigeria. The MIASA Publishing Workshop for African Scholars hosted by Merian Institute for Advanced Studies in Africa (MIASA) and African Studies Association of Africa. 21-22 June 2021.
Amaefula, R. C. (2021). Violence and Belongingness in Nigerian Drama: A Reading of Osita Ezenwanebe’s The Giddy Festival. Association of Nigerian Authors (ANA) Conference/Alex Ekwueme Federal University Ndufu-Alike, Ebonyi State, Nigeria. 1-4 July 2021.
Amaefula, R. C. (2021). Femininities in Nigerian Hip-hop Music. Arts Council of the African Studies Association (ACASA) Triennial Conference. 16-20 June 2021.
Amaefula, R. C. (2021). Eco-Drama, Multinational Corporations and Climate Change in Nigeria. University of Augsburg, Germany. 3-6 June 2021.
Amaefula, R. C. (2021). Transgressing the Binary Culture: Transgender Expressions, Cross-dressing, Identity Construction and Protest Plays in Nigeria. Institute of African Studies, University of Nigeria Nsukka. 8-12 March 2021.
Sprechzeiten
„What is it about? Attempts to interpret the biography of a portrait figure from the West Region of Cameroon", in: Andratschke, Claudia et al. (Hg.): Provenance research on collections from colonial contexts – principles, approaches, challenges. Contributions of the International PAESE conference, 21-23 June 2021 (Veröffentlichungen des Netzwerks Provenienzforschung in Niedersachsen 5), Heidelberg: arthistoricum.net, 2023.
Mit Alexis von Poser (Hrg.): Heikles Erbe. Koloniale Spuren bis in die Gegenwart, Dresden: Sandstein 2016.
Vom Gebrauchsgegenstand zur Projektionsfläche. Das koloniale Sammeln und seine Folgen am Beispiel der Kamerun-Sammlung des Landesmuseums, in: Baumann, Bianca; Poser, Alexis von (Hrsg.): Heikles Erbe. Koloniale Spuren bis in die Gegenwart, Dresden: Sandstein 2016, 198-211.
Mit Alexis von Poser: Alternativen in einer postkolonialen Welt, in: Poser, Alexis von; Baumann, Bianca (Hrg.): Heikles Erbe. Koloniale Spuren bis in die Gegenwart, Dresden: Sandstein 2016, 362-373.
Mit Isabella Bozsa: Zwischen Hysterie, Xenophobie und gut gemeinten Ratschlägen. Zwei deutsche Provenienzforscherinnen in Kamerun während der Coronakrise, auf: Retour. Freier Blog für Provenienzforschende, 08.04.2020.
Mit Isabella Bozsa: Between hysteria, xenophobia and well-meant advice. Two German provenance researchers in Cameroon during the corona crisis, auf: PAESE. Postcolonial Provenance Research, 19.5.2020.
Mit Isabella Bozsa: Vernetzungsarbeit von Niedersachsen nach Berlin bis Westkamerun und Douala – Beispiel einer „multi-sited“ Provenienzforschung, auf: Retour. Freier Blog für Provenienzforschende, 08.04.2020.
Mit Rachel Mariembe und Isabella Bozsa: Voices of Students on a Contested Heritage. Workshop on Provenance Research at the Institute of Fine Arts of the University of Douala in Nkongsamba, 9.–10.03.2020, auf: Retour. Freier Blog für Provenienzforschende, 19.05.2020.
Thematische Schwerpunkte
Ethnologie der Dinge, materielle Kultur, deutsche Kolonialgeschichte, ethnologische Provenienzforschung, Geschichte ethnografischer Sammlungen
Regionale Schwerpunkte
Kamerun, Südafrika
Thematische Schwerpunkte
Soziale Bewegungen, Urbane Anthropologie, Intersektionalität, Gender,
Regionale Schwerpunkte
Portugal, Spanien, Europa, Mittelamerika
Die SARS-CoV-2-Pandemie führte weltweit zu unerwarteten und neuartigen Erfahrungen der Isolation, der Mobilitätsbeschränkung und zu neuen Formen des politischen, sozialen, ökonomischen und rechtlichen Ausschlusses. Schon früh wurden über Maßnahmen, die eigentlich auf eine Eindämmung des Virus gerichtet waren, die massive Einschränkung städtischer, regionaler und internationaler Mobilität legitimiert. Zwar werden Ausgangssperren, Quarantäne, social distancing und Mobilitätskontrollen weltweit erlebt, gleichzeitig sind jedoch mobile Bevölkerungsanteile in besonderem Maße betroffen, wenn Grenzen geschlossen und Migrant:innen abgewiesen, Pendler:innen der Grenzübertritt verweigert, Resettlement-Maßnahmen ausgesetzt oder rechtswidrige Abschiebungen von Geflüchteten mit pandemiebedingten Risiken gerechtfertigt werden. Im Zuge solcher Maßnahmen werden mobile Bevölkerungsgruppen und NichtstaatsbürgerInnen außerdem mehr denn je zur Zielscheibe von Fremdenfeindlichkeit. Diese Ausgangssituation fordert uns auf, alternative Untersuchungsansätze zu entwickeln, um a) Daten zu sammeln, b) neues Wissen über die Auswirkungen der Pandemie auf Gesellschaften des Globalen Südens zu gewinnen und c) zur Theoriebildung innerhalb der Sozialwissenschaften beizutragen, um die Migrations- und Im/Mobilitätsforschung programmatisch neu auszurichten.
Dieses wissenschaftliche Netzwerk bringt über die nächsten 3 Jahre (2021-2024) zwanzig Migrationsforscher:innen zusammen, die ihre jeweils unterschiedlichen empirischen Erfahrungen und theoretische Perspektiven zusammenführen werden. Gemeinsam werden wir untersuchen, inwieweit wir es zur Zeit mit einer Normalisierung von Erfahrungen der Abkopplung, der Isolation und des strukturell hervorgebrachten Wartens zu tun haben. Uns interessiert auch, ob dieses ‚neue Normal‘ zu einem „Zeitalter der Immobilität“ führen wird und wie wir diese Perspektive konzeptuell schärfen können. Unsere Erkenntnisse sollen genutzt werden, um unterschiedliche Sklalen der Im/mobilität und der Migration (Mikro, Meso und Makro) in eine gemeinsame theoretische Perspektive zu bringen. Gleichzeitig möchten wir mit einer kritischen Analyse dieser neuen globalen Verwerfungen einen wichtigen Beitrag zu einem erhöhten öffentlichen Problembewusstsein beitragen. Im Laufe dieser drei Jahre werden wir eine Reihe von Workshops und die Einbindung von Expert:innen nutzen, um unsere Erfahrungen auszutauschen, uns gegenseitig zu beraten, gemeinsame Publikationen voranzutreiben und die Öffentlichkeit zu sensibilisieren.