Vorlesung: Decolonizing Anthropology – Eine selbstkritische Standortbestimmung in Forschung und Lehre

Donnerstags, 18.15 – 19.45 ONLINE bei Webex 

Link für alle Termine: https://mpi-eth.webex.com/mpi-eth/j.php?MTID=mfd94a7602ab76b9a10972c6113220203

Tutorium: Montags, 12:15 - 13:45 in Präsenz unter der Leitung von TutorInnen: Dina Hagenmüller und Saron Samuel Kifle (Teilnahme nur notwendig bei Anrechnungswunsch)

Koordination am ifeas (JGU Mainz): Jun.-Prof. Dr. Franziska Fay

In dieser Vorlesungsreihe kuratieren die teilnehmenden Institute Projekte, Forschungen und Erfahrungen zu diesem Thema und erproben neue Gesprächs- und Dialogformen

Die Sozial- und Kulturanthropologie ist gegenwärtig in Fortführung früherer Arbeiten intensiv beschäftigt mit der Aufarbeitung der lange verdrängten und überlagerten Geschichte(n) ihrer kolonialen Verflechtungen, der kritischen Durcharbeitung ihrer Wissensbestände und Konzepte auf eurozentrische Verzerrungen, Rassismen und Diskriminierungen und der systematischen Reflexion und Weiterentwicklung kollaborativer Verfahren. Der Titel der geplanten Vorlesungsreihe Decolonizing Anthropology beschreibt zum einen die fortwährende Aufgabe, die facheigenen Wissensbestände zu dekolonisieren, d.h. den Ethnozentrismus des Faches durch eine Dekonstruktion kolonialer und hegemonialer Wissensformen in Vergangenheit und Gegenwart einer kritischen Untersuchung zu unterziehen. Zum anderen richtet Decolonizing Anthropology den Blick auf die Methoden, Wissensformen und Praktiken, die ein dekolonisierendes Potential entfalten können.

Studierende und Lehrende an Ethnologie-Instituten in Österreich, der Schweiz und Deutschland sind eingeladen, in dieser Vorlesungsreihe die koloniale Vergangenheit des Faches genauso wie die schwächeren Genealogien antikolonialer Wissensgeschichten vielstimmig zu reflektieren, sich mit aktuellen Aufarbeitungsversuchen auseinanderzusetzen, und dabei besonders neue Formen der globalen Zusammenarbeit auszuloten.

Die Vorlesung wird gemeinsamen von Institute der Sozial- und Kulturanthropologie und Ethnologie im deutschsprachigen Raum organisiert und richtet sich an Studierende aller Qualifizierungsstufen (BA, MA Studierende, Doktorand:innen), sowie an Forschende und Lehrende. Sie ermöglicht den Instituten, voneinander zu lernen und den Studierenden, in Kontakt zu treten und gemeinsam zu überlegen, wie eine dezentrierte Ethnologie der Gegenwart aussehen kann.

Die Vorlesungsreihe möchte unter anderem auch Fragen adressieren, die mit Bezug auf Museen, Archive und Sammlungen, zur Geschichte eines massenhaften Objekt-Extraktivismus und zum Weiterleben kolonialer Strukturen aktuell diskutiert werden. Diese Diskussionen verbinden sich beispielsweise durch die weltweite „Black Lives Matter“-Bewegung, den Film „Der Vermessene Mensch“ und die Kontroversen über die Benin-Bronzen mit vielstimmigen und unterschiedlichen Öffentlichkeiten, auf die aktiv Bezug genommen werden soll.

  • Wo steht die Sozial- und Kulturanthropologie in Bezug auf Ihre Selbsterneuerung in postmigrantischen Gesellschaften, aber auch hinsichtlich von wachsender Ungleichheit und Zerstörung von Lebenschancen weltweit?
  • Was muss sich in der Disziplin, an den Hochschulen, in Forschung und Ausbildung mit Blick auf die Effekte kolonialer Strukturen bis in die Gegenwart weiterhin ändern?
  • Welche Rolle spielt das Fach in der lange von Amnesie und Sprachzerstörung, Verleugnung und Beschönigung begleiteten gesellschaftlichen Nichtaufarbeitung / verspäteten Aufarbeitung des Kolonialismus?

1. Session |11.04.24 |
Einführung: Überblick über das Sommersemester und einige Preliminary Remarks zur
derzeitigen Konjunktur der Kritik an “Post-/De-colonial Studies” (Michi Knecht für das
Orga-Team)

2. Session |18.04.24| Richard Kuba & Katja Geisenhainer (Frobenius Institut, Frankfurt
am Main), Kommentar: André Gingrich (Universität Wien)
„Wir eingebildeten Europäer“ - Debatten, Verstrickungen und das Erbe der
Ethnologie des frühen 20. Jahrhunderts

3. Session |25.04.24| Michaela Schäuble (Universität Bern) & Zainabu Jallo (Universität
Basel)
Decolonizing and/or Re-Appropriating the Archive

4. Session |02.05.24| Ricardo F. Macip (Benemérita Universidad Autónoma de Puebla,
Mexico), Host: Dorothy Zinn, Free University of Bozen-Bolzano
Decolonizing What Was Known as Mexican Anthropology
No Session on the 09.05.24 (Himmelfahrt)

5. Session |16.05.24| Otto Habeck (Universität Hamburg)
Eight Answers to the Question if Ethnographic Research in Asian Russia Has Fared
Well or Got Shipwrecked With Colonial/Decolonial Ambitions (1724-2024)

6. Session |23.05.24| Decolonizing Ecologies – To be confirmed
No Session on the 30.05.24 (Fronleichnam)

7. Session |06.06.24| Souleymane Bachir Diagne in Dialogue (Columbia University –
Universität Bremen)
Possibilities and Limits of a Decolonized Anthropology from the Perspective of African
Philosophy

8. Session |13.06.24| Benjamin Baumann (Universität Heidelberg), Philipp Zehmisch
(Universität Heidelberg) & Visisya Pinthongvijayakul (Chandrakasem Rajabhat
University/Universität Heidelberg)
The Epistemological Decolonization of Anthropology - A Conversation between a
"Home Scholar" and a "Foreign Anthropologist" about Possession and Mediumship

9. Session |20.06.24| George Steinmetz (University of Michigan)
(Author of: The Colonial Origins of Modern Social Thought, 2023): TBA

10. Session |27.06.24| Serawit B. Debele (Universität Bayreuth), Stephanie Lämmert (Max
Planck Institute for Human Development, Berlin) & Yusuf K. Serunkuma (Martin Luther
Universität Halle-Wittenberg)
Rethinking Knowledge Production in German African Studies

11. Session |04.07.24| Rosalind Morris (Columbia University – Leuphana Universität
Lüneburg)
Other Anthropologies and Anthropology's Otherness: A Conversation on Disciplinary
Futures

12. Session |11.07.24| Shalini Randeria (Central European University, Wien)
TBA

Programm (pdf)

Koordination: Jun.-Prof. Dr. Franziska Fay

Veranstaltung findet zweigeteilt statt: Die Vorlesungen sind online, die Tutorien in Präsenz. Voraussetzung zur Erfüllung der Studienleistung ist der regelmäßige Besuch beider Teile:
Eigenständiges Ansehen der wöchentlichen Vorlesung über Webex (Donnerstags, 18:15 - 19:45 Uhr)
UND
Wöchentlicher Besuch des der Vorlesung zugeordneten Tutoriums (Montags, 12:15 - 13:45) unter der Leitung von TutorInnen: Dina Hagenmüller und Saron Samuel Kifle.

  • Bachelor Modulbezug: Modul 2: Teilbereiche und Grundfragen der Ethnologie, Vorlesung Teilbereiche / Grundfragen I
  • Master Modulbezug: Modul 5: Wissenschaft als Praxis und Nachbardisziplinen, Vorlesung Studienimport I oder II

ODER

als Hörer*in