Thematische Schwerpunkte
Migration, Altern, Politische Ökologie, Wirtschaftsethnologie
Regionale Schwerpunkte
Zentralafrika (insbesondere Kamerun), Deutschland
Constructing Livelihoods: Making a Living Among Older Cameroonians during the Anglophone Crisis [Vorläufiger Titel]
Weltweit flüchten immer mehr Menschen vor bewaffneten Konflikten, Naturkatastrophen, Menschenrechtsverletzungen oder aufgrund anderer Ursachen innerhalb ihrer Landesgrenzen. Kamerun, das in der Vergangenheit politisch als sehr stabil galt, hat aufgrund politischer Unruhen in den anglophonen Regionen seit Anfang 2017 einen großen Fluss an Binnenflüchtlingen zu verzeichnen. Die meisten dieser Vertriebenen fliehen aus den englischsprachigen Regionen in den frankophonen Teil des Landes, wo sie in urbanen Zentren nicht nur Sicherheit sondern außerdem auch soziale und ökonomische Eingliederung suchen. Viele der Geflüchteten sind jung, dennoch befinden sich unter ihnen auch zahlreiche ältere Menschen, die in der Stadt wirtschaftliche Möglichkeiten suchen, aber gleichzeitig begrenztem sozialen Schutz sowie Diskriminierung und Marginalisierung begegnen.
Mittels einer ethnografischen Studie in Bafoussam, der Hauptstadt der Westregion und Transitzentrum Kameruns, untersucht dieses Dissertationsvorhaben die kreativen Praktiken insbesondere älterer anglophoner kamerunischer Binnenvertriebener, die sich in dieser Großstadt ansiedeln und versuchen sich in ihren neuen, urbanen Lebensraum einzuleben. Im Zentrum des Forschungsprojekts steht hierbei das „quartier anglophone“ in Bafoussam, in dem sich bereits auch vor dem Konflikt überwiegend englischsprachige Kameruner angesiedelt haben. Im Kontrast zu den bereits Ansässigen, stehen bei den Binnenvertrieben jedoch der temporäre Charakter der Ansiedelung und (mangelnde) Zukunftsperspektiven wesentlich stärker im Vordergrund.
Neben der Erforschung der innerfamiliären Beziehungen und deren Wandlungen durch die jüngste politische Transformation sowie post-kolonialer Einflüsse, intendiert das Forschungsvorhaben die Prozesse und Praktiken zu analysieren, mit denen sich alternde anglophone Kameruner auf das Leben im urbanen Raum einstellen und fragt gleichzeitig danach wie sie das gesellschaftliche Zusammenleben vor Ort prägen.
Ziel der Arbeit ist es Einblicke in die sozio-ökonomischen Fähigkeiten und Impulse zu bieten, die ältere Binnenvertriebene entwickeln, wenn sie mit dem Fakt konfrontiert werden, dass sie möglicherweise nicht in ihre Heimat zurückkehren können.