Melanin Matters: Helle Haut in und außerhalb von Nigeria

Teilprojekt A01 des Sonderforschungsbereich 1482 „Humandifferenzierung“

Als sichtbare Oberfläche des menschlichen Körpers ist die Haut Gegenstand kultureller Zuschreibungen und Manipulationen. Das Forschungsprojekt untersucht, wie Menschen einander entlang kultureller Kategorien von Hautfarbtönen unterscheiden. Dabei geht es von der Beobachtung aus, dass die Bedeutungsaufladung von Hautfarbe sich nicht in ihrer ‚Rassialisierung‘ erschöpft, sondern Hautfarbe auch als Marker für Ethnizität, Kaste, Klasse, Gender, Attraktivität, Gesundheit, Behinderung oder im Sinne der Mensch/Nicht-Mensch-Unterscheidung herangezogen wird.

Das Forschungsprojekt untersucht zwei Fälle koloristischer Humandifferenzierung in Nigeria und Deutschland, die an relativ hellen Hauttönen ansetzen: zum einen Menschen mit Albinismus, die über hypopigmentierte, außergewöhnlich helle Haut verfügen; zum anderen Menschen, die ihre Haut aufhellen, weil sie sich als zu dunkelhäutig empfinden. Im Rahmen medikalisierter bzw. rassialisierter Hautfarbennormen gelten beide Fälle als Abweichung, werden jedoch verschieden bewertet: hypopigmentierte Haut wird häufig stigmatisiert, pigmentreduzierte gilt meist als attraktiv.

Das Forschungsprojekt fragt, wie Hautfarbtöne gesellschaftlich dargestellt und ausgehandelt, wie und wann sie bedeutsam werden und welche Interpretation sie erfahren. Es basiert auf ethnografischer Feldforschung in Nigeria, Deutschland und den transnationalen Sozialen Medien. Die vergleichende Untersuchung soll Aussagen darüber ermöglichen, welche Effekte Mediatisierung und wechselnde ‚kutane‘ Mehr- oder Minderheitsverhältnisse auf hautfarbebasierte Unterscheidungspraktiken haben.

Publikationen:

Krings, Matthias, 2021: Grenzverwischung. Kategoriale Transgressionen der Schwarz/Weiß- und der Alt/Jung-Unterscheidung im Vergleich. In: Dilek Dizdar, Stefan Hirschauer, Johannes Paulmann & Gabriele Schabacher (HG.): Humandifferenzierung. Weilerswist: Velbrück: 201-229 (mit Mita Banerjee).