Kim Glück

Illustration

Thematische Schwerpunkte
immaterielle Kultur und Kulturerbe, Tanzethnologie, Medienethnologie

Regionaler Schwerpunkt
Ostafrika (insbesondere Äthiopien)

Porträtfoto © Frobenius-Institut

„Dancing Ethiopia“. Die Inszenierung immaterieller Kultur in Populärmedien

Das Promotionsvorhaben beschäftigt sich mit Inszenierungen immaterieller Kultur in populären Medien in Äthiopien. Der Fokus richtet sich auf Tanz als immaterielle kulturelle Ausdrucksform, die es in unterschiedlichen medialen, geographischen und diachronen Ebenen zu untersuchen gilt. Mit über 80 Ethnien und Regionalsprachen weist Äthiopien eine hohe ethnische Diversität auf. Diese vielfältigen kulturellen Ausprägungen spiegeln sich in zahlreichen Tänzen wider.

Das Projekt basiert auf der Annahme, dass Tanz als Medium von Traditionen und kulturellen Werten fungiert. Die Relation zwischen gelebter und inszenierter Tanzkultur zeichnet sich durch ein reziprokes Verhältnis aus, das sich durch seinen kontinuierlichen Austausch, durch zeitliche, räumliche und mediale Veränderungen stets neu definiert. Die hier zur Untersuchung stehenden Inszenierungen von Tanz stellen demnach einen innovativen Umgang mit immaterieller Kultur dar. Tänze werden nicht nur zu bestimmten Anlässen aufgeführt, sondern dienen vielmehr dazu, kulturelle Vielfalt zu zelebrieren. Hierbei werden verschiedene populäre Medien (Musikvideos online und im Fernsehen, Tanzshows in sogenannten Cultural Restaurants, Tanzfestivals, Azmari bets) genutzt, um den Tanz zu einer „lebendigen kulturellen Ausdrucksform“ zu erheben, welche die Kultur nicht statisch wiedergibt, sondern den gesellschaftlichen und medialen Wandel in sich trägt und vermittelt und zugleich identitätsstiftend wirkt.

Die kulturelle Diversität Äthiopiens ist neben der rechtlichen Proklamation (Artikel 39,2 der äthiopischen Verfassung hebt das Streben nach „unity in diversity“ hervor) im Alltagsleben sichtbar, sei es durch das Fernseh- und Radioprogramm, welches nicht nur in der Amtssprache Amharisch, sondern auch in Oromo, Afar, Somali und in weiteren in Äthiopien gesprochenen Sprachen gesendet wird. Die Diversität wird ebenso durch die jeweiligen Kostüme bei Tanzveranstaltungen hervorgehoben. An diesem Punkt setzt das geplante Forschungsvorhaben an. Es untersucht, wie die äthiopischen Tänze in der Debatte um die Bewahrung kulturellen Erbes, der Kommerzialisierung und der Folklorisierung von Kultur zu verorten sind. Ebenso betrachtet es, inwiefern die unterschiedlichen tänzerischen Tradierungsformen (medial und performativ) immaterielle Kultur wiedergeben, bewahren, gar revitalisieren und womöglich verändern. Hierbei ist eine nähere Betrachtung der Inszenierungen von Tanz notwendig, indes sind nicht nur Ort, Raum, Zeit und Medium wichtig, sondern auch die Rolle der Protagonisten und des Publikums.