Franziska Reiffen, M.A.

Thematische Schwerpunkte
Migration, Ethnologie der Arbeit, Stadtethnologie, Sorge/Care

Regionale Schwerpunkte
Südamerika (Argentinien)

 

Kurzportrait

Franziska Reiffen war von 2016 bis 2023 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Ethnologie und Afrikastudien und wurde mit einer Dissertation über die Aushandlung von Zugehörigkeiten in prekären Arbeits- und Konsumkontexten im städtischen Argentinien promoviert. Davor studierte sie Deutsch-Französische Studien in Regensburg und Clermont-Ferrand und den Studiengang „Kulturelle Grundlagen Europas“ in Konstanz und Buenos Aires. Ihr Masterstudium schloss sie mit einer Arbeit zu Sorgepraktiken senegalesischer Migrantinnen in Buenos Aires ab.

Abgeschlossenes Forschungsprojekt: The Social Life of the Mall: Working and Dwelling in Urban Argentina

Wie schaffen sich Menschen sozial bedeutungsvolle Orte in Städten, die von Diversität und Ungleichheit, von Mobilität und Flüchtigkeit geprägt sind? Was geschieht in urbanen Kontaktzonen, in denen Alteingesessene und Zugezogene, Menschen mit und ohne Arbeit, Eigenheimbesitzer:innen und Wohnungslose aufeinandertreffen?

Die Dissertation „The Social Life of the Mall: Working and Dwelling in Urban Argentina” widmet sich einer solchen Kontaktzone, der Mall Paseo La Estación im Zentrum der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Diese an eine einkommensschwache Kundschaft gerichtete, von migrantischen Arbeiter:innen und vom Durchgangsverkehr der Großstadt geprägte Mall ermöglicht durch ihre relative Offenheit und Unbestimmtheit ein „emplacement“ im Sinne Nina Glick Schillers und Ayse Caglars (2016): Im Paseo La Estación erschließen Menschen ökonomische und politische Teilhabemöglichkeiten und knüpfen soziale Beziehungen, wenn auch unter prekarisierten Bedingungen. Die Analyse zeigt, wie Menschen an einem Ort, an dem umstrittene imitierte Markenprodukte konsumiert werden, an dem Arbeit nur partiell reguliert wird und an dem soziale Bindungen allenfalls flüchtig bleiben, ihre sozialen Positionen und politischen Perspektiven aushandeln. Dabei zeigt sich die Mall immer wieder als Brennglas sozialer Spannungen, insbesondere wenn in den dort entstehenden Interaktionen klassistische, migrantisierende und moralisierende Unterscheidungen über verschiedene Lebensentwürfe situativ relevant gemacht werden.