Ethnografie und Film im Werk von Jean Rouch
Dozent:innen: Univ-Prof. Dr. Matthias Krings; Univ.-Prof. Dr. Alexandra Schneider HedigerKurzname: Jean Rouch
Kurs-Nr.: 07.798.710
Kurstyp: Seminar
Voraussetzungen / Organisatorisches
Das Seminar umfasst acht Seminarsitzungen à 90 Minuten und 7 Filmscreenings à 90-120 Minuten. Beide Veranstaltungen finden donnerstags statt. Seminare von 14-16, Filmscreenings von 17:30-19:30. Die Daten der Veranstaltungstermine entnehmen Sie bitte der Liste weiter unten. Die Filmscreenings werden von externen Expert*innen moderiert. Die Durchführung erfolgt in Präsenz.Anwesenheitspflicht
Erwartet wird die Anwesenheit sowohl in den Seminarsitzungen als auch bei den Filmscreenings.Empfohlene Literatur
Joram ten Brink (Hg.): Building Bridges: The Cinema of Jean Rouch. London u. New York 2007Eva Hohenberger: Die Wirklichkeit des Films: Dokumentarfilm; ethnografischer Film; Jean Rouch. Hildesheim 1988.
Paul Henley: The Adventure of the Real: Jean Rouch and the Craft of Ethnographic Cinema. Chicago u. London 2009
Jean Rouch: Ciné-Ethnography. Minneapolis 2003.
Rina Sherman (Hg.): Dans le sillage de Jean Rouch. Témoignages et essais. Paris 2018
Paul Stoller: The Cinematic Griot: The Ethnography of Jean Rouch. Chicago u. London 1992
Inhalt
Das Seminar diskutiert die Aktualität des französischen Ethnologen und Filmemachers Jean Rouch (1917 – 2004). In der Ethnologie gilt Rouch als Mitbegründer der visuellen Anthropologie, in der Filmwissenschaft als Mitbegründer des cinema vérité, eines Dokumentarfilmstils, der ‚Wahrheiten‘ durch den Einsatz der Kamera als Katalysator zum Vorschein bringt (Chronique d’un éte, 1961). Seine ab 1946 gedrehten ethnografischen Filme zeigen die rituelle Praxis der westafrikanischen Songhay und Dogon (Niger bzw. Mali) sowie die Lebenswelt der Arbeitsmigrant:innen in den kolonialen Küstenmetropolen Accra und Abidjan (Ghana bzw. Elfenbeinküste). Seine als ethnofictions bekannten Experimente an der Schnittstelle von Dokumentation und Fiktion haben Jean Luc Godard und andere Filmschaffende der Nouvelle vague inspiriert (Moi un Noir, 1959). Weniger bekannt sind eine Reihe von Filmen, welche Rouch um 1960 in Paris gedreht hat, die stilistisch und inhaltlich auf seine Nähe zum Surrealismus verweisen. Postkoloniale Kritiker:innen haben Rouch Paternalismus und Exotismus vorgeworfen. Viel zitiert ist der auf Les maîtres fous (1953/54) bezogene Vorwurf des senegalesischen Schriftstellers und Regisseurs Ousmane Sembène: „Du schaust uns an, als wären wir Insekten!“ Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Debatten über die Dekolonisierung von Wissenschaft sind Rouchs ethnografische Praxis und sein Filmschaffen auch deshalb interessant, weil sich darüber diskutiert lässt, inwiefern sie eine Form der gelebten Dekolonisierung avant la lettre darstellen. Rouch spricht in diesem Zusammenhang von ethnologie partagée, einer Praxis, bei der Ethnografierende und Ethnografierte, Filmende und Gefilmte gemeinsam am Film arbeiten. Über Jahrzehnte hinweg arbeitete er dementsprechend mit einer Gruppe von afrikanischen Freunden zusammen (Damouré Zika, Lam Ibrahim, Illo Gaoudel), die mal vor-, mal hinter der Kamera agierten (Jaguar, 1955/1967, Petit à petit, 1971, Cocorico! Monsieur Poulet, 1974).Das Seminar adressiert Studierende aus der Ethnologie und der Filmwissenschaft/Mediendramaturgie und wird in Kooperation mit Prof. Dr. Alexandra Schneider (Filmwissenschaft) durchgeführt. Integraler Bestandteil des Seminars ist eine siebenteilige Filmreihe, die voraussichtlich in Kooperation mit dem Ciné Mayence organisiert wird. Französischkenntnisse sind von Vorteil, aber nicht zwingend vorausgesetzt. Die meisten Filme liegen mit englischen UTs vor, wesentliche Schriften von und über Rouch sind auf Englisch abgefasst.
Termine
Datum (Wochentag) | Zeit | Ort |
---|---|---|
27.10.2022 (Donnerstag) | 14:15 - 15:45 | 00 211 Hörsaal, Medienhaus, Wallstr |
03.11.2022 (Donnerstag) | 17:30 - 19:30 | Film |
03.11.2022 (Donnerstag) | 14:15 - 15:45 | 00 211 Hörsaal, Medienhaus, Wallstr |
24.11.2022 (Donnerstag) | 17:30 - 19:30 | Film |
24.11.2022 (Donnerstag) | 14:15 - 15:45 | 00 211 Hörsaal, Medienhaus, Wallstr. |
01.12.2022 (Donnerstag) | 14:15 - 15:45 | 00 211 Hörsaal, Medienhaus, Wallstr |
01.12.2022 (Donnerstag) | 17:30 - 19:30 | Film |
08.12.2022 (Donnerstag) | 14:15 - 15:45 | 00 211 Hörsaal, Medienhaus, Wallstr |
08.12.2022 (Donnerstag) | 17:30 - 19:30 | Film |
12.01.2023 (Donnerstag) | 17:30 - 19:30 | Film |
12.01.2023 (Donnerstag) | 14:15 - 15:45 | 00 211 Hörsaal, Medienhaus, Wallstr |
26.01.2023 (Donnerstag) | 14:15 - 15:45 | 00 211 Hörsaal, Medienhaus, Wallstr |
26.01.2023 (Donnerstag) | 17:30 - 19:30 | Film |
09.02.2023 (Donnerstag) | 14:15 - 15:45 | 00 211 Hörsaal, Medienhaus, Wallstr |
09.02.2023 (Donnerstag) | 17:30 - 19:30 | Film |