Maike Meurer, M.A.

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Thematische Schwerpunkte
Ethnologie und Ästhetik, Poesie in Afrika, Kulturtheorie, Politik- und Rechtsethnologie

Regionale Schwerpunkte
Madagaskar

 

Dissertationsprojekt: Dichtkunst in Madagaskar. Zur Bedeutung sprachästhetischer Praxis im Kontext sozio-politischer Umbrüche

Die äußerst vielfältige und lebendige sprachkünstlerische Szene Madagaskars steht in engem Bezug zu den sie umgebenden sozialen, politischen und ökonomischen Kontexten. Nicht nur gelingt es den Künstler*innen in ihren Werken auf eindrucksvolle Weise, die spezifischen Erfahrungs- und Gefühlswelten der Madagass*innen unter den jeweils wechselnden soziohistorischen Bedingungen einzufangen und zu verarbeiten – man denke hier bspw. an die poetische Verarbeitung der kolonialen Entfremdungserfahrungen durch Dichter wie Ny Avana Ramanantoanina oder Jean-Joseph Rabearivelo – sondern auch und vor allem gehört ein aktives soziales und politisches Engagement spätestens seit der Kolonialzeit zum expliziten Selbstverständnis vieler madagassischer Sprachkünstler*innen: Immer wieder in der Geschichte des Landes bilden sich Vereinigungen von Dichter*innen und Schriftsteller*innen, die versuchen durch ihre Kunst Einfluss auf die Geschicke des Landes zu nehmen und zum Erhalt einer selbstbewussten und authentischen madagassischen Identität beizutragen.

Das vorliegende Promotionsvorhaben beschäftigt sich mit einigen ausgewählten Dichtungen dieser engagierten sprachkünstlerischen Szene Madagaskars und fragt, welche Bedeutung ihnen im Kontext der gegenwärtigen sozio-politischen Situation zukommt. Anders als die gängigen Auseinandersetzungen mit sprachkünstlerischer Praxis in Afrika beschränkt es sich dazu jedoch nicht vornehmlich auf die Analyse der Diskursivität der Werke. Vielmehr untersucht es aus einer explizit empirisch gefassten Perspektive, wie die Werke jeweils von den spezifischen Menschen, die sich mit ihnen befassen, wahrgenommen und im Kontext konkreter Lebensvollzüge bedeutsam gemacht werden. Methodisch rückt es dazu anstelle der diskursiven Gehalte der Werke insbesondere die in der Dichtung ermöglichte ästhetische Erfahrung und Auseinandersetzung mit der eigenen Lebenswelt in den Fokus. Durch diese spezifische Ausrichtung des Forschungsvorhabens auf die empirische Erforschung konkreter, ästhetisch gefasster Rezeptionsvorgänge und ihrer Relevanz im Lebensalltag können individuelle Lesarten und Wirkungsweisen poetischer Praktiken in die bisherigen, fast ausschließlich soziopolitisch orientierten Ansätze integriert und dadurch ein produktiver Beitrag zur Frage nach der gesellschaftlichen Bedeutung sprachästhetischer Praxis in Afrika allgemein geleistet werden.

Im Rahmen des Forschungsprojekts: Poesie als ästhetische Praxis. Form, Erfahrung und lebensweltlicher Bezug sprachästhetischer Artikulation in Madagaskar und Tansania ...