Theresa Radermacher

Thematische Schwerpunkte
Migration, Flucht, policing und care, Konstruktion kultureller Differenz, Translation

Regionaler Schwerpunkt
Deutschland

 

Dissertationsprojekt

Das gelebte Asylverfahren in einer Aufnahmeeinrichtung für Asylsuchende. Interaktionen zwischen den beteiligten Akteuren

Die zunehmende Verquickung von Migrations- und Sicherheitsdiskursen, durch die Migrant_innen bzw. migrantisierte Menschen mit Konflikten assoziiert und zur Bedrohung nationaler Sicherheit stilisiert werden, macht Forschung zum policing dieser Menschen mehr denn je erforderlich. Interaktionen von Asylsuchenden mit dem naheliegendsten aller policing-Akteure, der Polizei, sind dabei von besonderer Brisanz; denn hier stoßen Menschen mit unklarem, häufig prekarisiertem Aufenthalts- und Zugehörigkeitsstatus und oft eingeschränkten Kenntnissen der Verkehrssprache auf die staatliche Institution, die mit Sicherheit im Nationalstaat und Konfliktmanagement betraut ist. Für diese potentiell von Verständnisproblemen (im weitesten Sinne) durchzogenen, konfliktgeladenen Interaktionen wird oft kulturelle Differenz relevant gesetzt.

Der (sozial-)konstruktivistischen Einsicht folgend, dass Differenz nicht gegeben ist, sondern sozial konstruiert wird, erforscht dieses Projekt die Begegnungen in Aufnahmeeinrichtungen empirisch, um sie aus Sicht von Asylbewerber_innen zu verstehen. Auf Basis mehrmonatiger praxeologisch und interaktionsanalytisch inspirierter ethnografischer Feldforschung wird ein ganzheitliches Verständnis der Interaktionen von Asylsuchenden und kontrollierenden bzw. überwachenden Akteuren angestrebt, zu denen in den Aufnahmeeinrichtungen neben der Polizei und den Bewohner_innen selbst, auch Security- und Sozialdienste zählen. Für Sicherheit und Ordnung sorgt hier nämlich nicht nur die Polizei; und nicht nur beim „Freund und Helfer“ greifen Kontrolle und Fürsorge ineinander. Die angestrebten holistischen Übersetzungen werden als kontextsensible Übersetzungen verstanden, die über Sprache (im engeren Sinne) hinaus auch Körpersprache und räumliches bzw. infrastrukturelles Setting der Kommunikationssituationen im Besonderen sowie das ethnografische Material im Allgemeinen einbeziehen.

Mit der Perspektive von Flucht_Migrant_innen ergänzt das Forschungsvorhaben Forschungen in dem von der DFG geförderten Forschungsprojekt „Polizei-Translationen. Mehrsprachigkeit und die Konstruktion kultureller Differenz im polizeilichen Alltag“ am Institut für Ethnologie und Afrikastudien (ifeas) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.