Lehrveranstaltungen im laufenden Semester

Rasse und Rassismus

Dozent:innen: Univ-Prof. Dr. Matthias Krings
Kurzname: Rasse und Rassismus
Kurs-Nr.: 07.798.287
Kurstyp: Proseminar

Empfohlene Literatur

Brubaker, Rogers, 2007: Ethnizität ohne Gruppen. Hamburg.

Conze, Werner, 1984: Rasse. In: Otto Brunner et al. (Hg.): Geschichtliche Grundbegriffe Bd.5. Stuttgart, S. 135-178.

Geulen, Christian, 2007: Geschichte des Rassismus. München.

Plümecke, Tino, 2013: Rasse in der Ära der Genetik. Die Ordnung des Menschen in den Lebenswissenschaften. Bielefeld

Wacquant, Loic, 2001: Für eine Analytik rassischer Herrschaft. In: Anja Weiß et al. (Hg.): Klasse und Klassifikation. Wiesbaden, S. 61-77.

Inhalt

Das Seminar rekonstruiert die Geschichte des folgenreichen Konzepts ‚Rasse‘ und untersucht dessen soziale Auswirkungen bis in unsere Gegenwart.
Mit Loic Wacquant (2001: 71) kann Rasse als „eine Fiktion“ bezeichnet werden, „die durch einen lange währenden historischen Konstruktionsprozess des sozialen und geistigen Raumes real geworden ist.“ Diese Fiktion nimmt in der Naturgeschichte des 18. Jahrhunderts Gestalt an, d.h. im Kontext von Versuchen, eine Ordnung ‚in der Natur‘ und damit außerhalb der biblischen Ordnung zu erkennen. In der Wissenschaft des 19. Jahrhunderts wird das Rassekonzept zunächst durch die Phrenologie weiter ausdifferenziert, um schließlich in Gobineaus Versuch über die Ungleichheit der Menschenrassen (1852-54) zu einem „Schlüsselbegriff der Weltgeschichte“ zu werden (Conze 1982: 161). An die Idee des „Rassenkampfes“, die u.a. durch Herbert Spencer popularisiert wird, knüpft im ausgehenden 19. Jahrhundert die Eugenik als eine angewandte Wissenschaft der „Rassenerzeugung“ an (Geulen 2007: 74), deren biopolitische Umsetzung schließlich zu den Gräueln des 20. Jahrhunderts führt.
Heute gilt Rasse als soziale Konstruktion. Dazu haben u.a. die Aktivitäten der UNO beigetragen, beispielsweise in Form der UNESCO-Expertenstatements von 1950/51 (an denen auch Claude Lévi-Strauss beteiligt war) und einer Reihe von Weltkonferenzen gegen Rassismus. Die wissenschaftliche und politische Diskreditierung bedeutet jedoch keinesfalls, dass das Konzept keine Wirkung mehr entfaltet. „Um die Realität von Rasse zu begreifen, ist es (…) nicht nötig zu behaupten, es existierten Rassen. Der Glaube an die Rasse, ob über Redensarten, Ideologien, Erzählungen oder über Kategorien und Klassifizierungssysteme, ist real, genauso wie rassifizierte Sicht-, Denk-, Redeweisen und Behauptungen. Sie haben Folgen, vor allem, wenn sie in mächtige Organisationen eingebettet sind“ (Brubaker 2007: 22). Eine Art jüngste Renaissance des Rassebegriffs scheint sich aktuell im Kontext der Genetik abzuzeichnen (siehe dazu die Debatte über David Reichs Essay in der NYT "How Genetics Is Changing Our Understanding of 'Race'" vom 23. März 2018 und den Kommentar auf die Debatte von dt. WissenschaftlerInnen ("Lost in Translation", Süddeutsche Zeitung, 18.5.2018).

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
21.10.2021 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 01 715 HS 14
1111 - Hauptgebäude
28.10.2021 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 01 715 HS 14
1111 - Hauptgebäude
04.11.2021 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 01 715 HS 14
1111 - Hauptgebäude
11.11.2021 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 01 715 HS 14
1111 - Hauptgebäude
18.11.2021 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 01 715 HS 14
1111 - Hauptgebäude
25.11.2021 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 01 715 HS 14
1111 - Hauptgebäude
02.12.2021 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 01 715 HS 14
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09.12.2021 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 01 715 HS 14
1111 - Hauptgebäude
16.12.2021 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 01 715 HS 14
1111 - Hauptgebäude
06.01.2022 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 01 715 HS 14
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13.01.2022 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 01 715 HS 14
1111 - Hauptgebäude
20.01.2022 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 01 715 HS 14
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27.01.2022 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 01 715 HS 14
1111 - Hauptgebäude
03.02.2022 (Donnerstag) 14:15 - 15:45 01 715 HS 14
1111 - Hauptgebäude