Ethnografische Studiensammlung
Die Sammlung bewahrt etwa 2.800 Objekte, die vor allem aus Zentral- und Westafrika sowie aus Australien, Papua-Neuguinea und anderen Teilen Ozeaniens stammen. Die Gegenstände der vielfältigen Sammlung repräsentieren ein breites Spektrum von Aktivitäten, die von religiösen Praktiken über Jagd und Kriegsführung bis zu Musik und Haushalt reichen. Sie ist die einzige Sammlung ihrer Art in Rheinland-Pfalz und eine der größten universitären Sammlungen an der Mainzer Universität.
Viele Objekte kamen in der Zeit Ende des 19./ Anfang des 20. Jh. nach Europa. Es sind daher historische Objekte, die auf vergangene Lebenswelten verweisen und gleichzeitig von ihrer Aneignung in Europa im Kontext der kolonialen Eroberung Afrikas oder Ozeaniens erzählen.
Ausgewählte Objektbestände im Portal „Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten“
Über das Online-Portal „Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten“ sind entsprechende Objektbestände der Ethnografischen Studiensammlung digital zugänglich. Das Portal umfasst Sammlungsgut aus formalen Kolonialherrschaften sowie aus Gebieten, in denen informelle koloniale Strukturen herrschten oder die unter informellem Einfluss von Kolonialmächten standen. Das Rechercheangebot und die Anzahl der erfassten Objekte werden kontinuierlich erweitert.
Die Ethnografische Studiensammlung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist nicht nur ein Ort der Aufbewahrung von Objekten, sondern auch ein dynamischer Raum für Forschung, Lehre sowie wissenschaftlichen und interkulturellen Austausch. Die Sammlung kann nach vorheriger Absprache mit der Sammlungsleitung gerne besichtigt werden. Darüber hinaus werden regelmäßig Führungen angeboten oder können individuell vereinbart werden. Öffentlich gezeigt werden ausgewählte Objekte immer wieder in Ausstellungen an der Johannes Gutenberg-Universität oder als Leihgaben an Museen und anderen Kultureinrichtungen.
Die Ethnografische Studiensammlung bietet eine besondere Möglichkeit, sich mit ethnologischen Fragestellungen auseinanderzusetzen. Regelmäßig werden Objekte aus der Sammlung in die universitäre Lehre eingebunden, um eine praxisorientierte Beschäftigung mit Dingen zu ermöglichen. Die Objekte dienen dabei als anschauliche Beispiele, die theoretische Diskussionen konkretisieren und vertiefen.
Studierende erhalten außerdem Einblicke in die vielfältigen Aufgabenbereiche von Museen und die aktuellen fachlichen Debatten. Auf diese Weise erwerben sie Fähigkeiten und Kenntnisse, die für den späteren Berufseinstieg – insbesondere im musealen Kontext – von hoher Relevanz sind.
Das forschende Lernen an und mit musealisierten Objekten fördert nicht nur ein vertieftes Verständnis ethnologischer Konzepte, sondern auch den Aufbau praktischer Kompetenzen im Umgang mit Sammlungsgut. Die Ethnografische Studiensammlung stellt damit eine zentrale Grundlage für die Ausbildung zukünftiger Museumsexpert*innen dar – einem wichtigen Berufsfeld für Ethnolog*innen.
Regelmäßig stattfindende Lehrveranstaltungen wie die „Einführung in die Ethnologie der Dinge“ vermitteln grundlegende Auseinandersetzungen mit Dingen in der Geschichte der Ethnologie. Ergänzt werden sie durch themenspezifische Seminare zu aktuellen Fragestellungen – etwa zur „Zukunft der Museen“, zur „Ethnologischen Provenienzforschung“, oder zu Themen wie „Museum, Archiv, Postkolonialismus“.
Die Ethnografische Studiensammlung bietet Studierenden des ifeas vielfältige Möglichkeiten für eine praxisnahe Forschung. Zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten entstehen auf Grundlage der Sammlung – von Hausarbeiten über Bachelor- und Masterarbeiten bis hin zu Dissertationen. Darüber hinaus wird die Sammlung regelmäßig wissenschaftlich erforscht und dient als Plattform für akademischen Austausch. Sie lädt dazu ein, sich intensiv mit den Objekten, ihrer Bedeutung, ihrem Umgang und den damit verbundenen Herausforderungen auseinanderzusetzen.